Hartnäckige Zahnschmerzen - Wenn der Zahnarzt keine Ursache findet.
Zahnschmerzen obwohl der Zahn in Ordnung ist
Ein langer Leidensweg - die Geschichte einer Patientin (74)
Starke Zahnschmerzen - nichts
hat geholfen – am Ende wurde der schmerzende Zahn gezogen – die Schmerzen
verschwanden jedoch nicht!
Schlussendlich konnte trotzdem eine Lösung gefunden
werden. 👍
Vor etwa 2 Jahren begannen die Zahnschmerzen
Die Patientin konnte den Schmerz genau lokalisieren: «Unterkiefer links, zweiter Backenzahn von hinten». Wie die Zahnschmerzen genau begannen, wusste die Patientin nicht mehr. Es gab keinen Auslöser, an den sie sich erinnern konnte. Die Schmerzen begannen vielmehr einschleichend und langsam. Sie wurden immer wie stärker und schliesslich schier unerträglich.
Zahnarzt findet keine Ursache
Schon bald hatte sie einen Termin beim Zahnarzt. Dieser untersuchte die Zähne gründlich, konnte jedoch keine Ursache für ihre Zahnschmerzen finden. Ein Röntgenbild vom Gebiss wurde gemacht. Dieses brachte keine weiteren Erkenntnisse: alles schien in Ordnung.
Medikamente halfen nicht weiter
Der Zahnarzt verordnete ein entzündungshemmendes Schmerzmittel, welches die Patientin für ca. 10 Tage einnehmen sollte. Das Medikament brachte nur wenig Linderung und nach der Absetzung des Entzündungshemmers kamen die Zahnschmerzen in alter Manier zurück.
Beim Hausarzt
Die Patientin suchte ihren Hausarzt auf. Dieser machte einige Abklärungen und Tests. Unter anderem auch eine Blutuntersuchung. Alle blieben ohne Befund. Der Arzt empfahl ihr eine Zweitmeinung einzuholen bei einem anderen Zahnarzt.
Beim «zweiten» Zahnarzt
Auch dieser führte diverse Untersuchungen durch. Leider konnte auch er keine Lösung für das Problem der Patientin finden. Er schlug ihr vor eine spezielle Zahn-Schiene auszuprobieren. Diese sollte über die Nacht getragen werden und für die Zähne eine Entlastung bieten. Sie erinnerte sich nicht mehr genau, was das für eine Schiene war – sie brachte jedoch keine Verbesserung.
Beim Kieferchirurgen
Schliesslich wurde die Patientin zu einem Kieferchirurgen überwiesen. Dieser liess ein MRT (Magnetresonanztomographie)anfertigen. Der Radiologe konnte darauf jedoch nichts Verdächtiges erkennen und die erhoffte Lösung des Problems blieb aus.
Letzte Möglichkeit – den Zahn ziehen
Der Chirurg gab der Patientin bekannt, dass nun sämtliche ärztlichen Abklärungen getätigt wurden und er auch nicht sagen kann, woher die Zahnschmerzen kommen. Eine weitere letzte Möglichkeit aus seiner sich sei es, den Zahn zu ziehen, in der Hoffnung, dass die Zahnschmerzen danach endgültig verschwinden.
Alternative Lösungen
Die Patientin wollte zu dem Zeitpunkt den Zahn nicht operativ entfernen lassen. Sie entschied sich nach alternativer Hilfe zu suchen. Sie berichtete von einer wahren Odyssee: von einem Spezialisten zum nächsten!
Alles nur psychisch?!
Ein Arzt empfahl ihr, Hilfe bei einem Psychiater zu suchen. Es könnte sein, dass die Zahnschmerzen psychisch bedingt seien. Dies verärgerte die Patientin sehr. Sie befolgte diesen Rat nicht.
Homöopathie und Akupunktur
Sie recherchierte selbst im Internet. Suchte alternativ Hilfe bei einer Homöopathin. Zudem ging sie mehrere Male zur Akupunktur – alles ohne Erfolg.
Der Zahn muss raus
Am Ende war sie so verzweifelt aufgrund der anhaltenden, zermürbenden Zahnschmerzen, dass sie sich entschloss den Rat des Kieferchirurgen zu befolgen. Der betroffene Backenzahn wurde operativ entfernt. Er sollte später durch ein Implantat (Zahnprothese) ersetzt werden.
Endlich ohne Schmerzen! Oder doch nicht…?
Die Patientin dachte, ihr langer Leidensweg sei nun zu Ende. Leider war dem nicht so. Schon einige Tage nach der Operation traten die altbekannten Zahnschmerzen wieder auf. An genau derselben Stelle, wo vorher der Backenzahn steckte und nun eine Zahnlücke klaffte.
Erst mal abwarten
Nach der Operation braucht es etwas Zeit, dann würden die Schmerzen bestimmt abklingen, wurde ihr gesagt. Nach ein paar Wochen war ihre Enttäuschung sehr gross. Der Patientin wurde klar, die Schmerzen werden nicht verschwinden.
Alternative Ursache für Zahnschmerzen
Irgendwann wurde ihr ein weiterer Spezialist empfohlen. Sie suchte diesen auf, jedoch ohne grosse Hoffnung. Aufgrund der Anamnese (Krankheitsgeschichte) der Patientin äusserte er den Verdacht, die Ursache für ihre Schmerzen könnten Verspannungen (Triggerpunkte) in der Kaumuskulatur bzw. in der Kiefermuskulatur sein.
Er stellte ihr ein Rezept für Physiotherapie aus und empfahl ihr eine für Kiefergelenks-Behandlung spezialisierte Physiotherapie-Praxis aufzusuchen.
Beim Erstgespräch (Anamnese) erzählte die Patientin ihre Leidensgeschichte und beschrieb ihre aktuelle Situation wie folgt:
«Den Schmerz kann ich genau lokalisieren: Unterkiefer links, zweiter Backenzahn von hinten, dort wo jetzt eine Zahnlücke ist. Die Schmerzen werden stärker beim Essen bzw. beim Kauen. Sie sind aber auch sonst fast immer präsent und sehr störend.
Zudem kann ich den Mund nur noch eingeschränkt öffnen und beim Kauen knackt mein linkes Kiefergelenk immer wieder. Ich habe die Schmerzen seit fast 2 Jahren. Das Essen macht mir keine Freude mehr. Ich merke, dass die ganze Situation für mich immer wie mehr zu einer psychischen Belastung wird.»
Zudem erzählte sie, dass sie häufig unbewusst die Zähne zusammenbeisst.
Zahnschmerzen durch verspannte Muskeln
Bei der Untersuchung der Patientin konnten diverse Triggerpunkte in der Kaumuskulatur (Kiefermuskulatur) ertastet werden. Triggerpunkte sind kleine Punkte innerhalb eines Muskels, die sehr hart und angespannt sind. Sie können lokale Schmerzen auslösen.
Was auch typisch ist für Triggerpunkte: sie strahlen Schmerzen in andere Körperregionen aus. Durch Druck auf die Triggerpunkten können die bekannten Schmerzen ausgelöst werden (Englisch trigger = auslösen).
Das war der Übeltäter - musculus masseter
Bei der Palpation (Tastbefund) des Masseter-Muskels (musculus masseter) wurden diverse Triggerpunkte (mit "X" markiert" / die mit "rot" markierten Gebiete sind die möglichen Schmerz-Ausstrahlungsgebiete der Triggerpunkte) gefunden. Bei der Provokation von diesen durch Druck, meldete sich die Patientin sofort:
«Jetzt werden meine Zahnschmerzen ausgelöst – das ist genau mein Schmerz!»
Probleme mit dem Kiefergelenk durch Muskelverspannungen
Auch in den anderen Kiefermuskeln (z.B. musculus temporalis) gab es diverse Triggerpunkte zu finden. Obwohl diese nicht den bekannten Zahnschmerz auslösten, können sie auch für eine Dysfunktion des Kiefergelenkes verantwortlich sein: also für eine eingeschränkte Mundöffnung und das Knacken im Kiefergelenk beim Kauen.
Endlich eine Lösung gefunden
In der Physiotherapie wurde eine klassische Triggerpunkt-Behandlung der betroffenen Muskeln durchgeführt. Nach 3 Behandlungen waren die Zahnschmerzen verschwunden.
Nach 18 Sitzungen war die Mundöffnung wieder normal und die Patientin konnte wieder problemlos und mit Genuss essen. Auch die knackenden Geräusche beim Essen konnten deutlich reduziert werden, auch wenn diese nicht ganz verschwanden.
✅ Daher sollten Zahnschmerzen immer zuerst von einer Zahnärztin bzw. von einem Zahnarzt oder von einer Ärztin bzw. einem Arzt untersucht werden.
🔹 Sollten muskuläre Verspannungen und Triggerpunkte in der Kaumuskulatur diagnostiziert werden, kann eine gezielte Triggerpunkt-Therapie helfen.
🔹 Triggerpunkte können auch sehr effizient mit Dry Needling behandelt werden.
Knackende Geräusche im Kiefergelenk, Einschränkung der Mundöffnung, Schmerzen beim Zubeissen oder Zahnschmerzen sind nur einige Symptome einer Kiefergelenksproblematik. Spezialisierte Kiefer-Physiotherapie kann diese Symptome lindern und die Ursachen beheben.
Philipp Moser
Dipl. Physiotherapeut FH
Inhaber der Physiotherapie Praxis Moser & Klumpp seit 2004.